Wenn wir die Entwicklung des Menschen betrachten, können wir beobachten, dass ein Kind im Alter von 0-6 Jahren hauptsächlich mit seiner Gefühlsentwicklung (Geist) beschäftigt ist, sofern es in ungestörten Verhältnissen aufwächst. Es entwickelt einen guten, ich-eigenen Bezugsrahmen, seine innere Sicherheit für sein späteres Leben, die ihm helfen wird, einerseits sein Wissen, andererseits seine Lebensziele zu prüfen. Je umfassender seine emotionelle Entwicklung verläuft, desto stabiler kann es sich im Leben behaupten. Im Schulalter von 6-12 Jahren kommt die Entwicklung des Wissens dazu, noch unabhängig vom Gefühl. Der Schwerpunkt liegt auf der Aneignung von Wissen; nach intensiven Lernphasen zieht sich das Kind jedoch regelmäßig in sein Fühlen, Spielen und Träumen zurück. Zu gleicher Zeit kommt auch mehr Form in den Körper. Schließlich findet, im Alter von 12-18 Jahren, eine einmalige, ich-eigene Verschmelzung von Gefühl und Wissen statt, ausgelöst und gesteuert durch die Seele und begleitet durch seine neu einsetzenden hormonellen Gefühle. Diese Periode der Verschmelzung von Körper, Geist und Seele zu einem einmaligen Wesen, zu einer eigenen Totalität, ist die Pubertät.
Dieses Buch beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Gefühl, weil der Mensch im Krankheitsfall oder angesichts existentieller Bedrohungen unweigerlich auf seine ersten Sicherheiten im Leben zurückgreift. Man kann dies als eine Art Regression sehen. In jedem Fall sind z.B. beim kranken Menschen die Gefühle bestimmender als bei einer gesunden Person. Aufgrund dieses natürlichen Prozesses wird ein Mensch angesichts kritischer Umwälzungen (Krankheit oder Krieg), aber auch in weniger bedrohlichen Entscheidungssituationen, immer erst auf sein Gefühl hören.
Wenn wir uns z.B. zum Kauf eines Hauses entschließen, wollen wir es zuerst einmal aus einem Gefühl heraus haben (emotionelle Phase). Dann überlegen wir uns die finanziellen Konsequenzen (mentale Phase). Nachdem wir das Haus gekauft haben, werden wir es renovieren und nach eigenem Geschmack einrichten (spirituelle Phase). Erst dann ist das Haus unser Haus geworden.
Andere Beispiele für eingreifende Veränderungen sind Ehe, Scheidung, Geburt eines Kindes, Berufswechsel, Pensionierung usw.
Es ist also offensichtlich, wie wichtig eine gute Gefühls-entwicklung und die daraus entstehende Gefühlssicherheit ist, um im Leben immer wieder die richtige Wahl zu treffen. So auch im Krankheitsfall.
Das Anliegen dieses Buches besteht darin, den Leser emotionell wieder in Bewegung zu bringen, oder, falls die Lebensumstände die Gefühlsentwicklung behindert haben, aufzuzeigen, wie sie nachgeholt werden kann. Und ich hoffe, dass sich Gefühlssicherheit so verlässlich einstellt, dass sie Unglücklich sein, Krankheit und Ängste heilt oder ihrer Entstehung vorbeugt.
Es ist wichtiger, den Inhalt dieses Buches gefühlsmäßig nachzuvollziehen, als intellektuell zu erfassen, es sei denn, man gebraucht die Kenntnisse therapeutisch.